Tag 189

Dienstag ist mir lieber!

Montag. Ich bin an einem Montag auf die Welt gekommen. Liegt hier ein Trauma vor, das mein Alter hat? Jedenfalls stehe ich seit Anbeginn meiner Zeitrechnung mit dem Wochenstart auf Kriegsfuß. Ich bin um jeden Montag froh der vergeht. Heute habe ich nicht mal versucht, weiter an meiner Romanleseprobe zu arbeiten. Stattdessen stöberte ich in alten Texten und schwelgte in Erinnerungen. Im Grunde suchte ich nur nach Notizen zu einer Kurzgeschichte, die ich nach dem Romanprojekt schreiben will. Die Aufzeichnungen fand ich nicht, dafür andere schöne Geschichten von mir. Bei einer Erzählung, die ich vor elf Jahren schrieb, kam ich tatsächlich ins Staunen. Sie las sich besser, als ich es im Gedächtnis hatte. Ein wenig Korrekturarbeit und sie wäre vorzeigbar. Wie auch immer. Jetzt ist gleich Feierabend. Mein Bier steht bereits geöffnet neben mir. Tja, da morgen ein Feiertag ist, verbuche ich diesen Tag einfach als Brückentag. Bis meine Halbe leer ist, plane ich noch meinen Mai. Prost, auf den Montag, der lieber ein Dienstag geworden wäre.

Tag 188

Meine Herren!

Manchmal könnte man meinen, dass ich mir in den letzten zwei Jahren, seit ich an meiner Karriere als Vollzeitautor arbeite, eine gewisse Arbeitsroutine angeeignet hätte. Trotzdem sitze ich mitunter kopflos vor meinem Laptop und seh den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ohne Schmarrn, dabei gehe ich meistens nach demselben Korrekturschema vor. Aber was macht der Herr Janowitz? Richtig, er versucht das Rad neu zu erfinden. Wie mich das nervt, vor allem, weil es so sinnlose Zeitverschwendung ist.

Im Augenblick fühle ich mich eher wie Sisyphus. Kennt ihr auch das Gefühl, niemals fertig zu werden? Wenn nicht, stellt euch einfach mal vor, ihr wascht nach einer Grillparty das Geschirr von zwanzig Personen ab; alleine und ohne Geschirrspüler. Dann wisst ihr, was ich meine.

Tag 187

Abgehakt!

Tonne auf, Vormittag rein! Wahrscheinlich hätte ich mehr davon gehabt, wenn ich in den letzten zwei Stunden spazieren gegangen wäre. Der Donnerstag hat sich zu einem sehr unproduktiven Tag entwickelt. Gegen neun Uhr wird meine Tochter immer von meinen Eltern abgeholt. Meistens kommen sie allerdings erst um Viertel nach. An den anderen Werktagen ist die Hausarbeit bis dahin erledigt und das Mittagessen vorgekocht. Aber da ich am Donnerstag auf unsere Kleine aufpasse, bis Oma und Opa eintrudeln, schaffe ich es höchstens, den Frühstückstisch abzuräumen. Deshalb bin ich erst um halb elf Uhr im Schreibhaus. So bleiben mir nur zwei Stunden im Büro, bis ich unseren Großen vom Kindergarten abhole. Alle vierzehn Tage fahre ich am Donnerstag Nachmittag mit meinem Sohn zum Schwimmen. Am Abend bin ich dann meistens zu kaputt, um mich nochmal zum Arbeiten aufzuraffen. Ich sag ja, der Tag ist für die Tonne.

Tag 186

Gut/schlecht!

Wie war mein Tag? Gut/schlecht antwortet mein Sohn manchmal, wenn ich ihn frage, wie es im Kindergarten war. Er meint damit, dass es zum einen Spaß gemacht hat, aber er auch geschimpft wurde. Eine Standpauke habe ich heute nicht bekommen. Höchstens von mir, weil ich mich hab treiben lassen und ich so kaum eine Zeile aufs Papier brachte. Gut war allerdings der Prolog für den Roman, den ich geschrieben habe. Gestern Abend kam mir spontan die Idee dafür. Außerdem konnte ich die alte Geschichte gut mit der neuen Einleitung verweben. Also, eigentlich ein produktiver Tag. Mein innerer Zensor meckert trotzdem, denn einen großen Teil des Tages habe ich damit zugebracht, im Leben anderer Autoren herumzustöbern. Gebracht hat es mir nichts, außer dass mein Neid auf ihren Erfolg gewachsen ist. Pfui Sünde! Ach was soll´s! Gut/schlecht halt.

Tag 185

Zwischenerfolg

Heute lief es echt gut. Mit der Rohfassung der neuen Einleitung bin ich fertig. Die bleibt jetzt liegen, bis ich die restliche Leseprobe durchgeackert habe. Ab morgen heißt es hobeln, schleifen und feilen. Zum Glück hat das Manuskript bereits drei Korrekturdurchläufe hinter sich. Es ist Zeit für die Feinarbeiten. Trotzdem werde ich bestimmt noch fünfzehn Arbeitstage beschäftigt sein, bevor ich das Exposé an meine Wunschagentur schicken kann; MM! Cheerio!

Tag 184

Lesen und hören!

Zu mehr bin ich heute nicht gekommen. Verdammt, mein nächstes Büro stell ich mir in den Wald, abseits jeglicher Wege; und nicht auf den Hof oder in den Garten. Den ganzen Tag ist meine Familie um mein Schreibhaus herumgetanzt. Sogar als das Gewitter kam. An solchen Tagen bleibt mir nichts anderes übrig; ich muss mich mit Musik abschotten. Das geht. Je lauter desto besser; (Tagessoundtrack: Grave Digger). Aber völlige Ruhe ist mir eigentlich lieber. So bin ich heute nur dazu gekommen, nach losen Fäden zu suchen, um nach einem ereignisreichen Wochenende wieder einen Draht zur Geschichte zu bekommen. Mein größter Erfolg war schließlich die Erkenntnis, dass mir mein Manuskript gefällt. Vor allem was ich seit November geschrieben habe. Wenigstens etwas.

Tag 183

Alles Gute!

Meine Mutter wird heute siebzig Jahre alt! Happy Birthday! Ich hoffe, dass ich in diesem Alter noch genau so gut aussehe und rüstig bin, wie meine Eltern.

Der Nachmittag ist damit schon verplant. Wir fahren zur Kaffeezeit nach Hainsacker raus und werden bestimmt bis in den Abend hinein dort bleiben. Das heißt, wenn ich heute was schaffen will, dann muss ich mich ranhalten. Das fällt bei dem Wetter schwer, denn es ist ein herrlicher Tag, und die Welt lockt mit ihren Reizen. Am liebsten würde ich einfach draußen sitzen und dem quirligen Frühlingstreiben zusehen und hören. Aber gut, das kann ich im Garten meiner Eltern auch noch. Also mach ich mich mal wieder über die Romanleseprobe her. Es ist eh bald Mittag. Schönes Wochenende!

Tag 182

Erholung!

Das Schöne am Beruf des Schriftstellers ist ja, dass einem kein Chef im Nacken sitzt und man seine Arbeit frei einteilen kann. Und nach Bedarf macht man halt mal blau. Ganz ohne schlechtes Gewissen und falscher Arbeitsunfähigkeitsbestätigung. Genau das mache ich heute Nachmittag. Vormittags habe ich ein paar kleinere Aufgaben erledigt. Ein wenig feilte ich an der Romanleseprobe, bastelte an der Homepage, und recherchierte im Internet zu einem Thema für eine Kurzgeschichte. Die spukt mir schon länger im Kopf herum. Insgesamt ein ziemlich zufriedenstellender Morgen. Nach dem Mittagessen sind heute beide Kinder außer Haus. Diese Ruhe werde ich für eine Pause nutzen und vielleicht gehe ich noch in der Nähe wandern. Cheerio!

Tag 181

Und wie das hilft!

Am Vormittag bin ich raus und habe ein paar Stunden damit verbracht, die Natur durch das Fernglas zu beobachten. Vor dem Essen schaffte ich dann auch noch einige Seiten. Am Nachmittag ging es ebenso gut weiter; und in der Nachtschicht bin ich mit den 2000 Wörtern Tagessoll fertig geworden. Morgen kann ich zum Feilen übergehen und der Romanleseprobe ihren letzten Schliff verpassen. Verdammt bin ich stolz!

Tag 180

Zum in die Tonne treten!

Ich hänge, und zwar gewaltig. Ich will nicht von einer Schreibblockade sprechen, aber heute ging gar nichts. Außerdem hat mich der Kaminkehrer eine Stunde aufgehalten und auch noch mit beunruhigenden Nachrichten über unsere Heizung aus dem Konzept gebracht. Vom vielen Grübeln tut mir meine Stirn weh, weil ich sie ständig in Falten gezogen habe. Und mein Ellenbogen schmerzt, vom ununterbrochen Stützen meines Denkerhauptes. Wie gesagt, den Tag vergessen wir ganz schnell. Morgen muss ich unbedingt ein paar Stunden aus meinem Büro raus, vielleicht hilft das.