Der „Final Countdown“ beginnt jetzt
Seit April hat sich einiges getan. Meine Frau arbeitet wieder. Ich musste auf der hauseigenen Baustelle schuften, um unser Fundament trocken zu legen. Wir waren zum ersten Mal mit beiden Kindern im Urlaub; und ich habe mein Dreisäulensystem über den Haufen geworfen.
Ich kam einfach nicht vorwärts. Zwei Drittel blieben irgendwie immer auf der Strecke. Ich stellte leider fest, dass ich nicht an drei Sachen gleichzeitig schreiben kann. (Oder zum Glück). Ich bin effektiver, wenn ich nur an einem Projekt arbeite, aber dann mit Herzblut. Dumm nur, dass ich für die Neuorientierung meine gesamte Jahresplanung kippen musste. (Was mich tierisch genervt hat.)
Nach langem Hin und Her kam ich zu dem Schluss, dass mir mein Romanprojekt am Wichtigsten ist. Das Buch schleppe ich immerhin seit elf Jahren, wie einen Anker hinter mir her. Ich will es vom Tisch haben, damit ich mich Neuem widmen kann.
Mein für diesen Herbst geplantes E-Book Projekt, eine Anthologie mit dreizehn Horrorkurzgeschichten, musste ich einstweilen auf Eis legen. Die fehlenden elf Geschichten zu schreiben, zu überarbeiten, zu lektorieren und bis zum 31.Oktober zu veröffentlichen, schaffe ich einfach nicht. Tja, und meine True Storys sind fürs Erste auch eingestellt. Eine Geschichte liegt fertig in der Ablage. Ich muss praktisch nur den dritten Korrekturdurchlauf beenden, doch irgendwie ist sie mir gerade nicht wichtig genug, um meine Energie in diese Arbeit zu stecken. Meine neue Jahresplanung sah vor, im Herbst mehrere True Storys zu produzieren, um einen Grundstock fürs nächste Jahr zu haben. Aber mich beschleicht das Gefühl, dass ich nicht dazu kommen werde. Sobald ich mein Romanexposé auf die Reise zu den Agenturen schicke, setze ich mich an meinen Roman und schreibe ihn fertig. Das dürfte bis zum Jahresende dauern. Und wer weiß, was anschließend kommt?
Mir fehlt als Vollzeitautor noch die Erfahrung, wie lange manche Arbeitsprozesse benötigen und ich am effektivsten arbeite. Warum sollte es bei mir anders sein, als bei jemandem, der eine neue Stelle als Buchhalter antritt. Mit der Zeit weiß man, wie der Hase läuft, dann fällt die Planung leichter. Ich denke, in frühstens drei Jahren kristallisiert sich eine Arbeitsroutine heraus. Mein Weg wird sich begradigen. Irgendwann lebe ich davon, dass ich im Frühjahr ein E-Book Projekt realisiere; im Sommer Gebrauchsliteratur produziere; und im Herbst und Winter Romane schreibe. Oder, – ich lande einen Bestseller.
Wo stehe ich im Augenblick? Eigentlich sitze ich, und zwar an meinem Schreibtisch, vor meinem Laptop, in meinem Schreibhaus; (das ich immer noch nicht gestrichen habe; das ohne Regenrinne auskommen muss; und das nicht isoliert ist). Ich versuche meinen dreißig Normseiten langen Handlungsabriss, auf drei Seiten zu reduzieren. Verdamm mich, das ist keine leichte Aufgabe. Aber was wollte ich jetzt eigentlich erzählen? Richtig, was ich in den vergangenen vier Monaten erledigen konnte und was noch zu tun ist.
Als Leseprobe für das Exposé überarbeitete ich die ersten zwei Romankapitel. Mit dem Ergebnis bin ich übrigens sehr zufrieden. Außerdem fasste ich die komplette Romanhandlung in dreißig Seiten zusammen. Die letzten Wochen habe ich damit zugebracht, eine Jugendabenteuergeschichte zu schreiben, und eine Jugend-Fantasy Geschichte zu korrigieren. Ich will nicht nur ein ausgezeichnetes Exposé abliefern, der Rest muss auch passen, also die Präsentation meiner Arbeit. Mal angenommen, ich bin ein Lektor in einer Agentur. Mich kontaktiert ein sympathischer Autor, und sein Projekt interessiert mich. Was mache ich wohl? Richtig, ich googel ihn. Kann meiner Entscheidungsfindung ja nicht schaden, wenn ich mehr über ihn weiß, bevor ich ihn zum Klienten nehme. Deshalb such ich nach der Webpräsenz des Schriftstellers.
Im Augenblick findet man auf meiner Internetseite zwei Geschichten; eine Horrorgeschichte und eine unheimliche Erzählung. Ich will aber einen Fantasy-Jugendroman verkaufen und keinen Thriller, oder Schauerroman. Ich brauche auf meiner Webseite Material, das mit meinem Roman vergleichbar ist. Darum habe ich die neue Abenteuergeschichte geschrieben und die andere überarbeitet. Wer weiß, für was das gut ist. Vielleicht gefällt einer Agentur mein Romanprojekt nicht, dafür findet sie die Leseprobe auf der Internetseite spitze.
Was gehört alles in ein Exposé? (Oder: „Verdammte Scheiße, hab ich noch viel zu tun!“)
• eine Leseprobe aus dem Roman, (erstes Kapitel, oder die ersten dreißig Seiten reichen) CHECK
• eine kurze Inhaltsangabe, (ähnlich einem Klappentext, aber eben die ganze Handlung)
• ein Handlungsabriss, was in den einzelnen Kapiteln passiert, (auf 2 bis 3 Seiten und nicht auf 30 Seiten, wie ich es getan habe) CHECK
• eine Übersicht der wichtigsten Figuren CHECK
• eine Charakterisierung der Hauptprotagonisten und ihre Entwicklung während der Geschichte.
Tja, wenn man alles abhaken kann, und bereits mit der Agentur oder dem Verlag telefoniert hat, verfasst man ein maßgeschneidertes Anschreiben.
Darin sollte stehen: (Natürlich persönliche Anrede; auf Telefonat beziehen; die Motivation, warum diesen Roman; usw.)
• Arbeitstitel und alternative Titelvorschläge
• das Genre eures Buches
• die Zielgruppe
• ein mögliches Lieferdatum des fertigen Manuskripts
• bevorzugter Erscheinungstermin (etwa Halbes-/ Dreivierteljahr nach Lieferung) Jan/ Feb für Herbstauslieferung, und Aug./Sept. für Frühjahrsauslieferung
• geschätzter Umfang des Gesamtwerkes
• Handlungsort und -zeit
• Erzählperspektive
• die Erzählweise
• eine kurze Autorenvita (mit Veröffentlichungen, falls vorhanden)
Ich will mein Exposé Ende September fertigstellen; und wie man sieht, ist das noch ein Haufen Arbeit. „Viel Arbeit und wenig Lohn“, wie mein alter Herr immer zu sagen pflegt. „Doch irgendwann zahlt es sich aus!“, sage ich.