Wie man ein Pferd von hinten aufzäumt!

Mein lieber Herr Gesangverein, mein letzter Beitrag liegt tatsächlich knappe vier Monate zurück. Ganz ehrlich? Hätte ich mit meinen täglichen Statusmeldungen weiter gemacht, wäre das ein einziges Gejammer geworden. „Mir ist so heiß!“; „Ich will, dass es endlich fertig wird!“; „Ich kann nicht mehr!“ Das wollte ich der Welt dann doch ersparen. Es gab diverse Gründe für mein Klagen.
Seit Juni, eigentlich bereits ab Mitte Mai, habe ich Blut und Wasser geschwitzt. Zum einen stiegen die Temperaturen in meinem Büro/ Blockhaus bis knapp unter die 40 °Celsius Marke. Das Schwitzen ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Zum anderen musste ich in der letzten Phase der Überarbeitung meines Exposés und der Romanleseprobe einige schwere Entscheidungen treffen. Das beste Beispiel dafür ist, das Streichen des ersten Kapitels. Ich bin höchstens ein bis zwei Wochen davor, damit fertig geworden, und ich habe die Änderungen geliebt. Aber als ich an der Inhaltsangabe arbeitete, merkte ich bald, dass es den Lesefluss hemmte. Mir blieb keine Alternative. Ich musste es rauswerfen. Die Konsequenzen waren erheblich. Plötzlich brauchte ich ein neues zweites Kapitel. Zum Glück schrieb ich bereits im Dezember am Manuskript weiter. Material war also da, doch es war ein unbehauener Stein, den ich noch zu formen hatte. Das komplette Prozedere fing wieder an; Inhaltsangabe den Änderungen anpassen; den Text in mehreren Durchläufen überarbeiten, lesen, streichen, korrigieren …
Das hat mich den Juli gekostet und die erste Hälfte des Augusts. Irgendwann konnte ich die Leseprobe und das Exposé einfach nicht mehr sehen. Aber ich bewies Sitzfleisch und blieb dran; und das Ergebnis spricht für sich.
„Verflixte Sieben“, wie jemand zu sagen pflegt, den ich erfunden habe, „es ist vollbracht!“ Nach 265 Arbeitstagen bin ich fertig, und meine to-do Liste ist komplett abgehakt. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, doch seit ein paar Tagen …
… habe ich eine aktuelle Homepage, die durchaus professionell wirkt.
… habe ich eine Autorenmappe, mit vier sehr lesenswerten Geschichten, die mein Können und meine bevorzugten Genres widerspiegeln. (In der Rubrik Leseproben könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen.)
… habe ich ein fertiges Roman-Exposé. Ich kann mein Manuskript endlich meiner absoluten Wunschagentur anbieten.
… habe ich eine wunderbare Leseprobe aus meinem Roman, die bereits eine namhafte Lektorin für sehr gut befunden hat. (Sie arbeitet für einen renommierten Verlag, leider haben die das falsche Programm)
… habe ich Visitenkarten; (nicht, dass das von besonderer Wichtigkeit wäre, aber es verleiht einem das Gefühl, professionell zu sein). PS.: Ich brauche sie tatsächlich immer wieder.

Am Montag nehme ich mit der Agentur Kontakt auf und schicke ihnen das Paket. Danach heißt es warten. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Mein Fazit!?
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Ein Pferd von hinten aufzäumen ist schwer.
Beim nächsten Buch lasse ich die Geschichte nicht zwölf Jahre gären, die Hälfte der Zeit reicht völlig.