Tag 177

Unzufrieden!

Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich bin am Vormittag nur zu zwei Stunden Arbeit gekommen, und da habe ich kein vernünftiges Wort auf den Monitor gebracht. Am Nachmittag war ich mit meinem Spross beim Schwimmen. Einerseits freue ich mich immer darauf, und ich finde diese gemeinsame Aktivität mit meinem Sohn total wichtig; andererseits verliere ich dadurch Arbeitszeit.

Tag 176

Zufrieden!

Es ist vielleicht kein King, aber ich habe auch schon schlechtere erste Sätze gelesen. Die neue Einleitung, die ich für meinen Roman geschrieben habe, ist gut; und um einiges besser, als die vorherige Version. Ich bin also zufrieden mit meinem Tagwerk. Morgen geht’s weiter, und ich freue mich darauf. Mehr Status gibt es heute nicht zu vermelden! Schönen Abend.

Tag 175

Eigentlich!

Heute sind es in meinem Schreibhaus 23 °C, letztes Jahr am zehnten April habe ich über 26 °C gejammert. Mittlerweile ist die Decke meines Büros isoliert und ja, man merkt den Unterschied. Doch genug vom Wetter. Sicher, ich wusste, dass es Zeit kostet, an der Homepage herumzubasteln; aber den ganzen Tag? Eigentlich hätte ich es wissen müssen, also brauch ich nicht enttäuscht sein, dass ich nicht mit dem Exposé fortfahren konnte. Außerdem hat mir diese Arbeit auch Zeit gespart. Denn wenn ich erst in einer Woche das getan hätte, was ich heute geschafft habe, wäre ich bestimmt drei Tage damit beschäftigt. Egal. Meine Homepage und vor allem der Blog sind jetzt auf dem neusten Stand; und das war mir wichtig.
Morgen steht nur die Romanleseprobe auf dem Programm. Am Vormittag korrigiere ich ein paar Textstellen und dann beginne ich mit der neuen Einleitung. Ich will einen Anfangssatz, der den Leser sofort in die Geschichte zieht. Hoffentlich gelingt mir das. Leider ist der Satz: „Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm“, (Stephen King; Der dunkle Turm; Band 1), bereits vergeben. Da in meinem Roman weder ein „Dunkler Turm“, noch ein „Revolvermann“ vorkommt, ist das nicht weiter schlimm. Aber eine Einleitung von diesem Kaliber wäre schon toll.

Genug geschwitzt für heute. Morgen ist ein neuer Tag.

Tag 174

Nicht schlecht!
Der Urlaub ist beendet. Nach Monaten, die ich damit zugebracht habe, die Leseproben für die Homepage fertigzubekommen, nehme ich mir heute endlich meine Romanleseprobe vor. Insgesamt gefällt mir, was da entstanden ist, nur an den ersten Seiten muss ich noch feilen. Doch dafür gibt es bereits sehr gute Ideen. Ich hoffe, dass ich die Stimmung so aufs Papier bringe, wie ich es mir vorstelle. Eigentlich bin ich ja durchweg zuversichtlich, dass mir das gelingt. Heute höre und lese ich die Geschichte nochmals durch und nehme gleich ein paar Korrekturen vor. Morgen stehen einige Arbeiten auf der Homepage an, aber dann geht es mit dem Exposé weiter.

Ich bin aufgeregt und manchmal bekomme ich Bauchschmerzen bei dem Gedanken, dass es jetzt ernst wird. Das Leben des unveröffentlichten Romanautors besteht aus dem ständigen Wechsel zwischen Zweifel und Hoffnung, während er sich in Geduld übt.

Tag 93 bis 173

Wow!
Ich wusste, dass es lange dauert, aber mit knappen fünf Monaten habe ich nicht gerechnet; achtzig Arbeitstage. Eigentlich wollte ich bereits im März das Exposé an die Agentur schicken, doch das wird wohl erst im April der Fall sein. Jedenfalls sind jetzt meine Leseproben für die Homepage fertig und online. Ich freue mich über jeden Leser und natürlich über jede Rückmeldung. Wer Geschichten in den Genres Fantasy, Mystery, Horror oder Abenteuer mag, ist bei mir genau richtig.
Ende November hatte ich die Schnauze voll vom ewigen Überarbeiten, deshalb nahm ich die Arbeit am Roman wieder auf. Ich musste einfach schreiben, um nicht durchzudrehen. Im Dezember und Januar sind so nochmal vierzig Normseiten dazugekommen. Ich freue mich total darauf, das Manuskript zu beenden, sobald das Exposé endlich weg ist. Ich weiß, eigentlich schreibt man das Buch erst fertig, nachdem eine Agentur oder ein Verlag das Angebot angenommen hat. Aber in diesem Fall ist es anders. Diese Geschichte aufzuschreiben ist für mich etwas besonders, denn damit schließe ich meine Ausbildung als Schriftsteller ab. Dadurch bringe ich ein Relikt aus meiner Vergangenheit endlich zu Ende und kann mich voll und ganz auf meine künftigen Projekte konzentrieren. Davon gibt es mehr als genug. Ein Billy Regal fülle ich bestimmt mit meinen eigenen Werken, bis ich ans Aufhören denke.
Am Montag fahren wir erst mal in den Urlaub. Danach nehme ich mein Exposé wieder in die Hand und lege die letzten Meter auf der Zielgeraden zurück. Ich bin ehrlich gespannt, was für positive Erfahrungen dieses Jahr auf mich warten?
Wir lesen uns im April. Ich habe mir fest vorgenommen tägliche Statusmeldungen zu posten, bis meiner Wunschagentur mein Angebot vorliegt.

Tag 63 bis 92

Geschafft!

Unglaublich aber wahr. Ich bin mit der Rohfassung meines Exposés fertig. Jetzt lasse ich es erst mal liegen, bis ich es zu einem späteren Zeitpunkt weiter überarbeite. Dann prüfe ich es auf Stil, Rechtschreibung, Inhalt, usw.! Im Augenblick kann ich es nicht mehr sehen. Es hat mich fast wahnsinnig gemacht. Ganz ehrlich. Erzählt mal euren Roman in vier Sätzen, oder schreib mal die Inhaltsangabe für deinen dreihundert Seiten starken Roman auf zwei Blätter Din A4. Bei fremden Büchern ist das kein Problem. Doch meine Geschichte reift seit einem Jahrzehnt in meinem Kopf. Jedes liebgewonnene Detail erscheint mir wichtig. Da ist es nicht leicht, sich auf das Wesentliche der Handlung zu konzentrieren.

Ach ja, und wenn man fähig ist, richtig zu lesen, ist das ein nicht zu verachtender Vorteil. Zum Beispiel sollte man auf der Homepage des Wunschkontakts, einem Verlag oder einer Agentur, mal nachlesen, was sie wirklich von dir haben wollen. Da kann man sich viele Nerven sparen. Nur so als kleiner Tipp von mir.
Mein Fluch scheint zu sein, dass ich mir meistens mehr Arbeit mache, als notwendig gewesen wäre. Trotzdem darf ich es nicht als verlorene Zeit betrachten, denn so ausführlich habe ich mich zuvor nicht mit meinem Roman bzw. mit der Reihe auseinandergesetzt. Jetzt kenne ich jeden meiner Protagonisten und die Handlung aller vier Bände. Warum ich das nicht im Vorfeld gemacht habe, weiß ich nicht? Normalerweise gehe ich bei neuen Projekten sorgfältiger vor. Ich denke es liegt daran, dass ich mich schon seit zu vielen Jahren mit dem Roman auseinandersetze und ihn auswendig kenne. Wie auch immer, jetzt ist es geschafft. Mein zu langes Exposé ist in einen angemessenen Umfang gepackt. Auf geht´s! Bald wird die erste Agentur von mir hören. Zuvor will ich allerdings die Leseproben für meine Homepage überarbeiten und online stellen. Das kann nochmal einige Zeit dauern. Aber mein Schaufenster soll dekoriert sein, wenn die Interessenten kommen.

Tag 11 bis 62

Der „Final Countdown“ beginnt jetzt

Seit April hat sich einiges getan. Meine Frau arbeitet wieder. Ich musste auf der hauseigenen Baustelle schuften, um unser Fundament trocken zu legen. Wir waren zum ersten Mal mit beiden Kindern im Urlaub; und ich habe mein Dreisäulensystem über den Haufen geworfen.
Ich kam einfach nicht vorwärts. Zwei Drittel blieben irgendwie immer auf der Strecke. Ich stellte leider fest, dass ich nicht an drei Sachen gleichzeitig schreiben kann. (Oder zum Glück). Ich bin effektiver, wenn ich nur an einem Projekt arbeite, aber dann mit Herzblut. Dumm nur, dass ich für die Neuorientierung meine gesamte Jahresplanung kippen musste. (Was mich tierisch genervt hat.)
Nach langem Hin und Her kam ich zu dem Schluss, dass mir mein Romanprojekt am Wichtigsten ist. Das Buch schleppe ich immerhin seit elf Jahren, wie einen Anker hinter mir her. Ich will es vom Tisch haben, damit ich mich Neuem widmen kann.
Mein für diesen Herbst geplantes E-Book Projekt, eine Anthologie mit dreizehn Horrorkurzgeschichten, musste ich einstweilen auf Eis legen. Die fehlenden elf Geschichten zu schreiben, zu überarbeiten, zu lektorieren und bis zum 31.Oktober zu veröffentlichen, schaffe ich einfach nicht. Tja, und meine True Storys sind fürs Erste auch eingestellt. Eine Geschichte liegt fertig in der Ablage. Ich muss praktisch nur den dritten Korrekturdurchlauf beenden, doch irgendwie ist sie mir gerade nicht wichtig genug, um meine Energie in diese Arbeit zu stecken. Meine neue Jahresplanung sah vor, im Herbst mehrere True Storys zu produzieren, um einen Grundstock fürs nächste Jahr zu haben. Aber mich beschleicht das Gefühl, dass ich nicht dazu kommen werde. Sobald ich mein Romanexposé auf die Reise zu den Agenturen schicke, setze ich mich an meinen Roman und schreibe ihn fertig. Das dürfte bis zum Jahresende dauern. Und wer weiß, was anschließend kommt?
Mir fehlt als Vollzeitautor noch die Erfahrung, wie lange manche Arbeitsprozesse benötigen und ich am effektivsten arbeite. Warum sollte es bei mir anders sein, als bei jemandem, der eine neue Stelle als Buchhalter antritt. Mit der Zeit weiß man, wie der Hase läuft, dann fällt die Planung leichter. Ich denke, in frühstens drei Jahren kristallisiert sich eine Arbeitsroutine heraus. Mein Weg wird sich begradigen. Irgendwann lebe ich davon, dass ich im Frühjahr ein E-Book Projekt realisiere; im Sommer Gebrauchsliteratur produziere; und im Herbst und Winter Romane schreibe. Oder, – ich lande einen Bestseller.

Wo stehe ich im Augenblick? Eigentlich sitze ich, und zwar an meinem Schreibtisch, vor meinem Laptop, in meinem Schreibhaus; (das ich immer noch nicht gestrichen habe; das ohne Regenrinne auskommen muss; und das nicht isoliert ist). Ich versuche meinen dreißig Normseiten langen Handlungsabriss, auf drei Seiten zu reduzieren. Verdamm mich, das ist keine leichte Aufgabe. Aber was wollte ich jetzt eigentlich erzählen? Richtig, was ich in den vergangenen vier Monaten erledigen konnte und was noch zu tun ist.
Als Leseprobe für das Exposé überarbeitete ich die ersten zwei Romankapitel. Mit dem Ergebnis bin ich übrigens sehr zufrieden. Außerdem fasste ich die komplette Romanhandlung in dreißig Seiten zusammen. Die letzten Wochen habe ich damit zugebracht, eine Jugendabenteuergeschichte zu schreiben, und eine Jugend-Fantasy Geschichte zu korrigieren. Ich will nicht nur ein ausgezeichnetes Exposé abliefern, der Rest muss auch passen, also die Präsentation meiner Arbeit. Mal angenommen, ich bin ein Lektor in einer Agentur. Mich kontaktiert ein sympathischer Autor, und sein Projekt interessiert mich. Was mache ich wohl? Richtig, ich googel ihn. Kann meiner Entscheidungsfindung ja nicht schaden, wenn ich mehr über ihn weiß, bevor ich ihn zum Klienten nehme. Deshalb such ich nach der Webpräsenz des Schriftstellers.
Im Augenblick findet man auf meiner Internetseite zwei Geschichten; eine Horrorgeschichte und eine unheimliche Erzählung. Ich will aber einen Fantasy-Jugendroman verkaufen und keinen Thriller, oder Schauerroman. Ich brauche auf meiner Webseite Material, das mit meinem Roman vergleichbar ist. Darum habe ich die neue Abenteuergeschichte geschrieben und die andere überarbeitet. Wer weiß, für was das gut ist. Vielleicht gefällt einer Agentur mein Romanprojekt nicht, dafür findet sie die Leseprobe auf der Internetseite spitze.

Was gehört alles in ein Exposé? (Oder: „Verdammte Scheiße, hab ich noch viel zu tun!“)
• eine Leseprobe aus dem Roman, (erstes Kapitel, oder die ersten dreißig Seiten reichen) CHECK
• eine kurze Inhaltsangabe, (ähnlich einem Klappentext, aber eben die ganze Handlung)
• ein Handlungsabriss, was in den einzelnen Kapiteln passiert, (auf 2 bis 3 Seiten und nicht auf 30 Seiten, wie ich es getan habe) CHECK
• eine Übersicht der wichtigsten Figuren CHECK
• eine Charakterisierung der Hauptprotagonisten und ihre Entwicklung während der Geschichte.
Tja, wenn man alles abhaken kann, und bereits mit der Agentur oder dem Verlag telefoniert hat, verfasst man ein maßgeschneidertes Anschreiben.
Darin sollte stehen: (Natürlich persönliche Anrede; auf Telefonat beziehen; die Motivation, warum diesen Roman; usw.)
• Arbeitstitel und alternative Titelvorschläge
• das Genre eures Buches
• die Zielgruppe
• ein mögliches Lieferdatum des fertigen Manuskripts
• bevorzugter Erscheinungstermin (etwa Halbes-/ Dreivierteljahr nach Lieferung) Jan/ Feb für Herbstauslieferung, und Aug./Sept. für Frühjahrsauslieferung
• geschätzter Umfang des Gesamtwerkes
• Handlungsort und -zeit
• Erzählperspektive
• die Erzählweise
• eine kurze Autorenvita (mit Veröffentlichungen, falls vorhanden)
Ich will mein Exposé Ende September fertigstellen; und wie man sieht, ist das noch ein Haufen Arbeit. „Viel Arbeit und wenig Lohn“, wie mein alter Herr immer zu sagen pflegt. „Doch irgendwann zahlt es sich aus!“, sage ich.

Tag 10

Nach einer enttäuschenden Woche bin ich mit meinem heutigen Tagwerk doch noch zufrieden. Das rettet für mich auch die vorherigen Tage, an denen ich wirklich nichts auf die Reihe gebracht habe. Manchmal ist es wie verhext. In der einen Woche kommt man wie eine Rakete voran, und die Woche drauf geht nichts. Verausgabe ich mich in guten Wochen so sehr, dass ich anschließend eine Auszeit bräuchte? Die Pause habe ich jetzt. Die nächsten sechs Tage habe ich Urlaub. Mal sehen, wie es mir dabei geht. Aber ich habe mir bereits andere Arbeit eingeplant. Das hat eigentlich auch mit meinem Betrieb zu tun. Ich will endlich mein Schreibhaus streichen, die Regenrinnen montieren und wenigstens das Dach isolieren. Zu tun gibt es immer was. Auch jetzt, denn ich muss noch die Geburtstagsgeschenke für meine Frau einpacken. Alles Gute zum Geburtstag mein Engel. Ich liebe dich!

Tag 9

Ich kenne nur wenige Menschen, die wirklich authentisch sind. Ich versuche es zu sein, aber ich bin es noch lange nicht. Fast jeder ist auf der Suche nach seiner wahren Identität. Wahrscheinlich sogar umsonst. Ich habe vor einiger Zeit eine Theorie aufgestellt, die sich in diesem Leitsatz ausdrückt: Sei der, der du bist, und du wirst der sein, der du sein willst. Die Idee kam mir, als ich in meinen alten Fotoalben stöberte. Ein Foto fiel mir dabei auf. Ich war darauf vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Es zeigte mich und meine Spielkameraden bei einem Sommernachtsfest der Nachbarschaft. Ich hatte eine Schiebermütze auf, trug eine Jeansjacke und Jeanshose, außerdem erzählte ich gerade den jüngeren Geschwistern meiner Freunde eine Gruselgeschichte. Ich erinnere mich gut daran, weil wir später, als wir die Kleinen erschreckten, einen riesen Anschiss kassierten. Doch darauf will ich nicht hinaus. Das Sommerfest liegt jetzt sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre zurück, aber eigentlich mache ich heute genau dasselbe; und ich zieh mich immer noch so an. Damals trug ich allerdings die Schiebermütze, weil ich Detektiv gespielte habe. Tja, und mit meinem Romanmanuskript, von dem ich bereits erzählte und an dem ich im Augenblick arbeite, will ich, jedenfalls im weitesten Sinne, Kindern erschrecken. Also war der Sebastian Janowitz, der heute in seinem Büro sitzt und Jugendfantasiegeschichten schreibt schon vor langer Zeit da. Warum bin ich heute aber noch nicht ein bekannter Schriftsteller, der seinen ersten Roman mit 12 Jahren veröffentlicht hat? Weil mich eine Welt umgibt, die einem vorgeben und vortäuschen will, wie man sein Leben richtig führt. In der Werbung sieht man Männer mit Sixpack, die tonnenweise Eis schlecken. Frauen mit Idealmaßen, (wobei ich nicht an perfekte Proportionen glaube), die kiloweise Schokolade essen. Erkennt ihr den Widerspruch in der Geschichte. Tja, und dann gibt es noch das Elternhaus, das selbst auf Anpassung konditioniert wurde und diese Werte weitergibt. »Was sollen die Nachbarn denken?« Sicher wisst ihr, wovon ich rede.
Tja, und wenn man in die Pubertät kommt, wird das mit der Sinnkrise und der Identitätsfindung erst richtig schlimm. Am übelsten ist es in der Schule, wo jeder picklige Vierzehnjährige es angeblich besser weiß, was cool ist. In dieser Zeit ist man ständig hin und her gerissen, zwischen der Stimme in einem, die flüstert: »Du bist gut genau so, wie du bist!«, und den inneren und äußeren Kritikern, die lauthals schreien: »Du musst das so und so machen, oder willst du ewig der Loser mit den Klettverschlussturnschuhen sein?« Am besten trägt man Marke. Was hat mich dieser Markenfetischismus genervt, vor allem, weil ich nie irgendwelche Markenklamotten bekommen habe. Da ist nicht richtig, ich trug auch Marke, allerdings von Woolworth, C&A und Secondhand!
Es ist nur meine Meinung und ich will dabei niemanden auf den nietenbesetzten Rocksaum oder auf seine Skaterschuhe treten, aber jede Jugend-Subkultur ist für mich nichts anderes, als ein Exil für all die verlorenen Seelen, die einen Ausweg aus ihrer Teenagerzeit suchen. Manche finden sich wirklich darin selbst, andere gehen damit unter und werden vom Genrekommerz weggeschwemmt.
Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ja, genau. Ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich neidisch auf Leute blicke, die ihr Ding durchziehen. Mir fallen jetzt keine anderen Beispiele ein, deshalb nenne ich einfach Rob Zombie, den Musiker und Comicautor ASP, die sich selbst zur Marke gemacht haben. Stephen King zähl ich ebenso dazu und sicher gibt es noch viele, viele mehr, die ich benennen könnte.
Wie auch immer, wenn mich der Neid packt, dann wäre ich gerne wie sie. Genau so, wie man sich damals in der Schule gedacht hat, dass man gerne so cool wäre, wie die aus der Zehnten in der Raucherecke. (Als ich später in der Zehnten war, stand ich selbst in der Raucherecke; ergo, ich bin cool und dumm gewesen). Das dauert bei mir eine Stunde oder einen Tag. Irgendwann komm ich wieder zur Besinnung und erinnere mich daran, dass es bei mir noch nie funktioniert hat, jemanden zu imitieren. Am besten läuft es, wenn ich mein Ding durchziehe.
Sei der, der du bist, und du wirst der sein, der du sein willst. Ich bin so oft es geht authentisch, versuche mich nicht zu verstellen, oder andere zu kopieren. Ich weiß aber auch, dass ich noch ein paar Prozent meines Selbst vor der Öffentlichkeit verberge, weil ich tief in meinem Inneren die Stimme höre: »Was sollen die Nachbarn denken.«

Tag 8

Diesen Tag kann ich voll in die Tonne treten. Sagt mal;  seit wann ist es normal, dass man im April in kurzen Hosen herumläuft? In meinem Schreibhaus sind es 26 °C. Es ist mehr ein Treibhaus, obwohl meine Fenster und die zweiflüglige Tür offen stehen. Ich fühle mich schon den ganzen Tag, wie eine Fliege im Spätherbst. Mir fehlt die Konzentration, mir schmerzt der Kopf. An zu wenig Flüssigkeit liegt es nicht, ich saufe bereits seit in der Früh Tee und Wasser wie ein Kamel. Ehrlich, das macht keinen Spaß und ist absolut unbefriedigend. Alles, was ich heute geschrieben habe, kann ich wieder löschen. Ein Gehirnpups jagt den Nächsten. Oder ist es gar nicht die Hitze, die heißen Saharawinde, das Ozonloch? Vielleicht ist es der Vollmond, eventuell auch irgendwelche Strahlen aus dem Weltraum. Was immer es ist, es nervt. In der Woche nach Ostern steht eine Handwerkerwoche in meinem Terminkalender, da werde ich mein Schreibhaus auf jeden Fall isolieren. Wenigstens das Dach. Wenn der Sommer nur annähernd so heiß wird, wie es der bisherige Frühling war, dann Servus. Ich verstehe nicht, wieso es Leute gibt, die weiterhin die Klimaerwärmung leugnen. Klar gab`s schon immer Kalt- und Warmphasen, jedoch als Konsequenz natürlicher Ereignisse. Aber wir Menschen haben Brandbeschleuniger ins Feuer gegossen und so richtig nachgeheizt. Jetzt müssen wir mit dem Schaden leben. Der Erde, der Geschichte und vor allem der Natur dürfte das egal, vielleicht sogar ganz recht sein, wenn wir uns selbst braten. Wobei das nicht die letzte Folge der Klimaerwärmung ist, denn eigentlich müsste das Ergebnis eine Eiszeit sein. Die Polkappen schmelzen, der Golfstrom kühlt ab, das Klima ändert sich nochmal drastisch und es wird kalt, sehr kalt. Ich mag gemäßigt kühle Temperaturen, deshalb waren mir das Frühjahr und der Spätsommer/ Herbst die liebsten Jahreszeiten. Aber die Zeiten sind vorbei. Im Januar hatten wir -20 °C und Ende März, Anfang April bereits über +20 °C. Wo ist da der Übergang. Ab Mitte der Woche soll es wieder abkühlen. Bin mal gespannt, ob das Thermometer nachts gegen null Grad geht und ich am Morgen in der Arbeit einheizen muss.
Extrem, die Welt ist extrem geworden. Alles gibt es in XXL, nicht nur den Supersamstag bei Lidl. Der eine schickt Flugzeugträger ins chinesische Meer, der andere fährt mit dem LKW durch Fußgängerzonen, die anderen sprengen Zivilisten in einer Kirche in die Luft. Was ist hier normal? Vielleicht, dass der Mensch ein Depp ist.
Ich sollte meine aktuellen Projekte auf Eis legen, mich auf die Krisenvorsorge spezialisieren und ein paar Katastrophenratgeber schreiben. »Apokalypse vorbereitet: Bereit für das jüngste Gericht.« »Wenn die Welt zum Backofen wird!« »Überlebe den dritten Weltkrieg.« Warum nicht? Die Angst ist ein guter Verkäufer. Also wartet es ab! Bald ist mein Survivalkit auch in ihrem Weltbild-Verlag zu haben.

P.S.: Ist es nicht schön? Wenn man sonst nichts zu sagen hat, kann man immer noch über das Wetter reden.