Ich überarbeite mein Romanmanuskript. Also eigentlich nur die ersten vierzig Seiten, was bei diesem Roman drei Kapitel sind. Dabei durchläuft das Manuskript mindestens drei Korrekturdurchläufe. Erst lese ich es mir laut vor und streich an, was meinen Lesefluss hemmt. Ich achte auf Logikfehler in der Handlung und streiche unnötige Passagen heraus. Es wird immer wieder vorgeschlagen, dass man alle Verbesserungen auf einem Ausdruck machen soll; ich mag das aber nicht. Mir wird das irgendwann zu unübersichtlich. Deshalb übertrage ich die Korrekturen auf den PC und drucke mir das Manuskript erneut aus. Im zweiten Durchlauf konzentriere ich mich auf Grammatikfehler, den Stil und die Rechtschreibung. Das Ganze tippe ich in den PC und lasse das Dokument wieder auf Papier raus.
Ach ja, ich schreibe mit dem »Papyrus-Autor« Schreibprogramm, da es eine fantastische Stilanalyse und Dudenkorrektur hat. Das hilft ungemein. Es ist nach dem Zehn-Punkte-TÜV von Andreas Eschbach aufgebaut. Seine Vorgehensweise kann ich nur empfehlen. Stephen King überarbeitet seine Manuskripte so ähnlich.
Im dritten Durchlauf lese ich mir wieder alles laut durch. Manchmal lasse ich es mir auch vorlesen. Jetzt kommt der Feinschliff. Wo die Geschichte hakt, werden die Kanten abgefeilt. Dann wird es erneut in den PC übertragen, diesmal aber ohne Stilanalyse. Diesen Ausdruck händige ich Testlesern aus, die vielleicht noch Fehler erkennen. Sind deren Anregungen und Verbesserungsvorschläge verarbeitet, ist das Manuskript so weit fertig.

Aus einer Idee, einem Bild, das man mit sich herumträgt, eine Geschichte zu entwickeln und sie aufzuschreiben, ist für mich der Spaß an meiner Arbeit. Das Überarbeiten stellt für mich hingegen die Pflicht dar. Deshalb schiebe ich diese Arbeit gerne vor mir her. Was ja nicht schlecht ist, weil das Manuskript etwas nachreifen kann. Manchmal kommt es mir so vor, wenn ich mich erst nach Monaten ans Korrigieren mache, als würde ich den Text zum ersten Mal lesen. Und es freue mich, wenn ich dabei eine gute Geschichte entdecke. Wie auch immer. Das Überarbeiten, vor allem das Streichen von ganzen Absätzen, ist die wichtigste Arbeit an einem Manuskript. Egal wie zufrieden man mit seinem Text ist, nachdem man ihn geschrieben hat. Wenn man ihn nicht überarbeitet, wird es lediglich eine unfertige Geschichte bleiben. Und das bedeutet: »Nicht verkaufbar!« Gebt es ruhig zu, dass das auch euer Ziel ist. Vielleicht nicht Primär, mir ist der Spaß am Schreiben ebenfalls wichtig. Aber sekundär will jeder Autor sein Manuskript verkaufen. Wenn ihr was auf der hohen Kante habt, wie Stephen King, Petterson, Hohlbein, Rowlin und wie sie alle heißen, die den Literatur-Jackpot geknackt haben, dann könnt ihr ruhigen Gewissens behaupten, dass ihr nicht für das Geld schreibt. Ja, ich gebe es zu. Das war jetzt zynisch. Aber ich darf das. Erstens, das hier ist meine Homepage. Zweitens kann ich mir gut vorstellen, wie viel Arbeit, Zeit, Entbehrungen und Rückschläge es sie gekostet haben muss, um dort hinzukommen, wo sie mittlerweile sind. Ich bin nicht neidisch, sondern bewundere ihr Durchhaltevermögen und bete dafür, dass ich auch damit gesegnet bin. Halleluja, Autorinnen und Autoren! Amen.